logo
 
     
  Startseite

Stillen
   Artikel zum Stillen
   Muttermilch lebt
   Schilddrüse

Gesundheit

Bilder
   Lichtimpressionen
   mobile Quadrate
   Natur etc.

Poliovirus

Ribosomen

Sprache

Impressum

 
     
 

 
Willkommen bei Mama Natur !

Informationen zum Stillen:

Brusthütchen, Stillhütchen?

     
 

Brusthütchen, Stillhütchen?

Was Brusthütchen sind:

Eigentlich müsste „nipple shields“ mit Warzenschild oder Warzenschutz übersetzt werden, aber dann würden wir Deutschen es mit Brustschilden verwechseln, die unter dem BH als Auffangschalen für Muttermilch dienen und dafür benutzt werden, der Brustwarze freien Raum zum Heraustreten zu verschaffen.

Schon vor langer Zeit gab es Abdeckungen des Warzenhofes aus Glas (wie Trichter), an denen unten ein sehr langer Sauger (Nuckel) aus Gummi befestigt war. Je länger der Sauger war, desto besser konnte er sich anpassen, wie beim Stillen die langgezogene Brustwarze mit dem langgezogenen Warzenhof.

Heute sind Brusthütchen (= Stillhütchen) aus weichem Plastik und anschmiegsam. Das Anpassen bleibt ein Problem. Der Brusthaubenteil für den Warzenhof und der eigentliche Warzenschutz müssen die richtige Größe haben. Eine falsche Größe der Haube verhindert den notwendigen dichten Abschluss. Die Brustwarze muss so in den vorderen, engen Teil passen, dass sie gut hineingeführt werden kann, aber beim Saugen nicht an der Wand wund gerieben wird.

Aller Anfang ist schwer:

Es ist wichtig, das Stillen in den ersten Tagen nicht zu stark anzukurbeln, denn dann gibt es einen Milcheinschuss, der sehr schmerzhaft sein kann und das Ergreifen des Warzenhofes zusätzlich behindert.

Obwohl wir heute wissen, dass Brusthütchen die Stillzeit sehr verkürzen (1), werden sie in großer Stückzahl schon im Krankenhaus verteilt. Das ist besonders schlecht, weil Säuglinge in diesem Alter das Melken der Brust noch gar nicht erlernt haben. Das geschieht in den ersten sechs Wochen. Vor dem Erlernen des Melkens ist die Gefahr sehr groß, dass das Kind die beiden Techniken verwechselt. Das führt zu Saugverwirrung, zum Ablehnen der Brust.

In vielen Fällen helfen geeignetere Hilfsmittel als Brusthütchen. Besonders sollte berücksichtigt werden, dass der Magen des Säuglings bei der Geburt um den Termin erst so klein wie eine Kirsche ist. Da passen nur 10 ml hinein. Mehr kann das Kind sinnvoller Weise nicht trinken in den ersten Tagen. Deshalb muss es allerdings etwa alle zwei bis drei Stunden angelegt werden. Waagen können diese kleinen Mengen nicht wirklich messen, dadurch werden die Mütter nur unnötig unter Druck gesetzt.

Durch das Sekret der Montgomery-Drüsen im Warzenhof wird das Kind geführt, die Brustwarze zu suchen und angeregt zu trinken. Das Kondom Brusthütchen verhindert dies, weil die Drüsen abgedeckt werden. Der Duft der Montgomery-Drüsen sollte auch nicht durch Deos, Seifen, Parfüm oder Waschmittel (Bettwäsche!) überdeckt werden. Noch dazu wirken viele dieser Stoffe allergen und reizend auf die Brustwarzen. Beim eigenen Kind braucht die Brust höchstens einmal am Tag gewaschen zu werden.

Der beste Schutz vor Entzündungen ist die Muttermilch selbst. Nach dem Auflösen des Vakuums (mit dem kleinen Finger im Mundwinkel) sollte die restliche Muttermilch als Schutz an der Brust antrocknen. Das schützt vor Soor, wenn die Brust anschließend trocken eingepackt wird.

Nach ein paar Wochen fühlt sich die Brust mit der angepassten Milchmenge weicher an und wird richtig erfasst. Das Auslaufen der Milch an der nicht stillenden Seite hört auf. (Es kann mit leichtem Druck des Handrückens auf die Brustwarze gestoppt werden.)

Der Unterschied zum Stillen:

Brusthütchen sind ein Hygieneproblem, besonders innen, besonders das Trocknen zuhause. Es ist schwer, sie von Keimen frei zu halten.

An der Brust wird gemolken, indem die Zunge des Säuglings entlang des Warzenhofs und der Brustwarze die Muttermilch ausstreicht, wie bei einer Massage. Dabei kann das Kind ungestört atmen (Bauch an Bauch). An der Flasche und an Brusthütchen wird gesaugt. Wenn an der Flasche ein Unterdruck entsteht, muss die Atmung unterbrochen werden.

Brusthütchen können das Milchbildungshormon Prolaktin und das Milchspendehormon Oxytozin stören. Einige Studien zeigen deutlich weniger Muttermilchbildung mit Brusthütchen, auch schon sehr früh. (2) Das Vertrauen zwischen Mutter und Kind wird durch die Gummischicht geschädigt. Es entsteht Angst vor dem Beißen des Kindes.

Es ist nicht verwunderlich, wenn Kinder eine Art der Milchgewinnung erfolgreich gelernt haben und sich dann wehren, wenn eine andere Art angeboten wird. So lehnen Flaschen- und Brusthütchenkinder die Brust ab und Stillkinder die Sauger auf Flaschen und Brusthütchen. Nur wenige erlernen zügig beides.

Es ist sehr schwer, von Brusthütchen wieder los zu kommen. Als Übergang von der Flasche zur Brust sind sie nicht geeignet. Der Saugmechanismus an Flasche und an Brusthütchen ist gleich, damit kann kein Kind das Melken lernen. Es schmerzt die Mutter, wenn das Kind anschließend nur an der Brustwarze zieht.

Probleme:

Es ist wichtig, Ursachensuche zu betreiben, bevor Brusthütchen verordnet werden. Stress, Tabak, Alkohol oder Medikamente können das Stillen behindern.

Frühchen können mit Sonde, Spritze, Löffel, Brusternährungsset … gefüttert werden. In diesen Fällen sollten die Kinder aber trotzdem zum Schmusen angelegt werden. Die Antikörper und die lebendigen Zellen im Kolostrum, in winzigen Mengen Muttermilch, sowie die gesunden Keime der Mutter sind der beste Gesundheitsschutz für den Säugling.

Bei wunden Brustwarzen ist es wichtig, Müttern zu zeigen, dass ein Säugling in vielen verschiedenen Haltungen gestillt werden kann. Das Kinn des Kindes zeigt dann in alle verschiedene Richtungen, nur nicht auf die wunde Stelle zu. Mütter dürfen das entspannt ausprobieren, aber sie brauchen sachkundige Hilfe dabei. Brusthütchen sind keine Hilfe, weil sie das Problem zwar verdecken, aber nicht beseitigen; und der Lernprozess des Melkens wird verlängert.

Die Warzenform spielt für das Stillen eine untergeordnete Rolle, weil ein großer Teil des Warzenhofes mit in den Mund genommen wird. Auch mit „Flach-, Schlupf- und Hohlwarzen“ kann gestillt werden. Schauen wir doch einmal in den Mund eines schreienden Säuglings, wie viel Platz da ist.

Stillberatung:

Richtiges Anlegen führt meist zum Stillen ohne Brusthütchen (, sonst wäre die Menschheit ausgestorben); da kann im Krankenhaus sehr geholfen werden. Die Mutter muss es bequem haben; das Kind muss wach sein, hungrig sein aber noch nicht schreien; dann ist es auch nicht verzweifelt und saugt nicht zu heftig. Auch das Kind muss es bequem haben und nicht den Kopf verdrehen. Wenn der Mund des Säuglings mit der Brustwarze gekitzelt wird, öffnen hungrige Kinder den Mund weit. Das ist anders als das Hineindrücken eines Gummisaugers! Klinikpersonal kann wahrnehmen, ob die Lippen des Säuglings nach außen gestülpt sind und das Kind hör- und sichtbar schluckt.

Zur Schonung der Brust ist der Wechsel der Seiten wichtig, während der Stillmahlzeit etwa dreimal und das Beginnen mit der anderen Seite beim nächsten Mal. Die Wechsel während des Fütterns mit Brusthütchen müssen geübt werden.

Forschung und Konsequenz:

Es gibt sehr viele Untersuchungen zum Thema „Stillhütchen“ (2). Die Ergebnisse müssen aber mit sehr viel Sorgfalt gelesen werden. Sehr oft sind viel zu wenige Kinder eingeschlossen, oder es werden zu kurze Zeiträume von wenigen Wochen oder Monaten betrachtet. Auch die kurzen Aufenthalte in Krankenhäusern sollten nicht als Stillerfolg gewertet werden, „>90% bei Entlassung“. Ergebnisse aus solchen Untersuchungen sagen z.B. dann, dass es keinen Unterschied gibt, ob Brusthütchen benutzt wurden oder nicht. Das kann eine falsche Schlussfolgerung sein, denn Langzeituntersuchungen zeigen, dass Brusthütchen die Gesamtstillzeit verkürzen. (1) Untersuchungen ohne Unterschied können immer bedeuten, dass die Suchart nichts ergeben konnte.

In Telefonumfragen sagen Mütter oft, dass sie mit Brusthütchen zufrieden waren. Sie stehen zu ihrer Entscheidung. Auch wenn mancher meint, er habe das Stillen nur dank Brusthütchen erreicht, vielleicht wäre es mit anderer, nicht störender Hilfe schneller erreicht worden. Es ist ja so schwer von den Hütchen wieder los zu kommen. Meist gelingt es nicht. So sind aus vielen Gründen in meinen Augen Brusthütchen eher als Antistillhütchen zu betrachten.

Die WHO und UNICEF gründeten 1991 die Initiative BFHI (Initiative für ein babyfreundliches Krankenhaus). Sie entwickelten 10 Schritte für ein babyfreundliches Krankenhaus. Schritt 9 heißt: „Gestillten Kindern keinen künstlichen Sauger geben.“

(1) Pincombe J. et al., Baby friendly hospital initiative practices and breast feeding duration in a cohort of first-time mothers in Adelaide, Australia. Midwifery 24 (2008), Seite 55-61; doi:10.1016/j.midw.2006.06.009

(2) Chow S. et al., The use of nipple shields: a review. Front. Public Health 3: 236; doi:10.3389/fpubh.2015.00236


Themenübersichten: Der Anfang macht's - Stillen und Gesundheitsprobleme - Brustkrebsrisiko bei Flaschenernährung - Impfen - Verschiedenes


24-4-2016 / © Christiane Bergmann / URL dieser Seite: http://www.mamanatur.de/mmtv-06.htm